Der Landwirtschaft unendlich verbunden

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Bäuerlicher Berufsstand befürchtet weiteren Niedergang der familiengeführten Betriebe – Die Ferkelbetriebe stehen vor dem Aus

Gerne bin ich der Einladung des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) gefolgt und ich habe somit die Möglichkeit wahrgenommen, mit dem Verband und einer Bauernfamilie den aktuellen Stand von Problemen bei der Tierzucht zu diskutieren. Der Dillinger Kreisobmann des BBV, Klaus Beyrer und seine Kreisbäuerin Annett Jung luden deshalb Vertreter der beiden Regierungsparteien zu einem Fachdialog nach Schabringen ein: mich als den stellvertretenden Vorsitzenden der Freie Wähler Landtagsfraktion und Manuel Knoll als den Vorsitzenden des CSU-Kreisverbands Dillingen. Die Familie Schmid führt in Schabringen einen der letzten spezialisierten Ferkelerzeugerbetriebe im Landkreis Dillingen. Auch für sie stellt sich die Frage, ob der familiengeführte Betrieb über das Jahr 2026 hinaus weiter als Ferkelerzeugerbetrieb bewirtschaftet werden kann.

Laut „Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung“ müssen ab 9. Februar 2029 alle Sauen nicht nur im Wartebereich, sondern auch im Deckzentrum in Gruppen gehalten werden. Dies erfordert eine komplette Neustruktur mit einem enormen Umbauvolumen und führt letztendlich zu einem beachtlichen Bestandsabbau der Muttersauen um 20 bis 25 %.

Die Familie Schmid hat in den letzten Jahren bereits rund eine Million Euro in den Um- und Erweiterungsbau ihres Sauenstalls investiert, um den geltenden Rechtsnormen zu entsprechen. Weitere Investitionen kann sie aufgrund der corona-pandemiebedingten Einkommensverluste nicht schultern. Die angebotenen Förderprogramme können im Landkreis Dillingen vom Großteil der Schweinehaltungsbetriebe, so auch der Familie Schmid, nicht in Anspruch genommen werden, weil für diese die Antragsvoraussetzungen nicht gegeben sind. Der Betrieb muss bis zum 9. Februar 2024 ein komplettes Umbaukonzept dem Veterinäramt vorlegen. Es wird eine Alternative angeboten: die Sauenhaltung muss bis zum 9. Februar 2026 endgültig aufgegeben werden.

Da ich berufsbedingt alle Formen der Tierhaltung und der landwirtschaftlichen Betriebsstrukturen bestens kenne, sehe ich die vorgetragenen Sorgen mehr als berechtigt an und ich verwies auf zahlreiche Initiativen meinerseits, um ein weiteres Betriebesterben weitmöglichst einzudämmen. Die aktuellen Zahlen sind meiner Ansicht nach alarmierend. So sind im ersten Halbjahr 2023 bereits knapp 10,8 % aller schweinehaltenden Betriebe in Deutschland ausgestiegen. In den letzten 10 Jahren haben insgesamt 43,4 % der Schweinehalter ihre Tore für immer geschlossen. In Bayern haben von 395.000 schweinehaltenden Betrieben im Jahre 1960 rund 90 %, bei Ferkelerzeugern noch mehr, ihre Tierhaltung mittlerweile aufgegeben. Daraus resultiert auch eine schwierige Vorort-Versorgung unserer noch vorhandenen Metzgerei-Fachbetriebe mit bekannter regionaler Herkunft.

Laut einer aktuellen Umfrage des Fachmagazins „top agrar“ will ein Großteil, nämlich 48 % der noch produzierenden Sauenhalter, bis Februar 2026 die Stalltore schließen, während erst 8 % der Betriebe bereits umgebaut haben und sich 19 % mit dem Umbau befassen. Deshalb habe ich zahlreiche Initiativen im Bayerischen Landtag angestoßen, so beispielsweise den Antrag „Planungssicherheit für die Bayerische Landwirtschaft“ – dieser wurde zwar abgeschwächt, aber erfolgreich eingebracht. Auch ein Corona-Stützungskonzept habe ich als Landtagsabgeordneter vorgeschlagen sowie das „Bayerische Schlachthofstrukturkonzept“ initiiert.

Die Verbandsvertreter Klaus Beyrer und Annett Jung ermahnten die Politik, dass man dies anerkenne, allerdings sind weitere Hürden aufgeschichtet, die den verbliebenen Betrieben die Zuversicht nehmen, weiter in eine ungewisse Zukunft zu investieren, beziehungsweise Betriebsnachfolger zu motivieren, eine landwirtschaftliche Ausbildung anzustreben. Ins gleiche Horn stieß Josef Schmid, denn seine Berufskollegen, genauso wie seine Familie, hätten es verdient, von der Politik künftig noch ernster genommen zu werden als es viele Landwirte zuletzt leidvoll erfahren mussten.

Zu den größten Herausforderungen zählen insbesondere die nicht vorhandene Planungssicherheit bei Neuinvestitionen, die Ausweisung der „Roten Gebiete“, die noch nicht ausreichend vorhandenen zusätzlichen Messstellen und das bevorstehende Anbindeverbot von Milchkühen. Dies betrifft die Mehrzahl unserer Milchviehbetriebe, insbesondere derer, die innerorts noch Milchkühe halten.

Abschließend dankten mir der Kreisobmann und die Kreisbäuerin als dem (im Oktober aus dem Landtag ausscheidenden) „Kämpfer für unsere Bauern“ für meinen nicht immer vergnügungssteuerpflichtigen Einsatz für die heimische Landwirtschaft und merkten wehmütig an, dass sie mich gerne auch in der nächsten Legislaturperiode als parlamentarischen Ansprechpartner im Landtag gesehen hätten.

„top agrar“ berichtete ebenfalls über dieses Fachgespräch.